Landwirtschaft in Egestorf
Um die Jahrhundertwende dominierte in Egestorf wie überall in Deutschland die Agrarwirtschaft. Die Bevölkerung des Ortes war fast ausschließlich in der Landwirtschaft tätig.
Im Lauf des 19. Jahrhunderts vollzog sich durch Agrarreformen sowie technische Modernisierung ein grundlegender Wandel der landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen Das Revolutionsjahr 1848 brachte tiefgreifende Veränderungen in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Die 1831/32 und 1842 im Königreich Hannover in Kraft getretenen Gesetze für die Agrarreformen verursachten in den folgenden Jahren mit den Ablösungen der bäuerlichen Grundlasten sowie den Gemeinheitsteilungen und Verkopplungen den entscheidenden Wandel der Landwirtschaft und des Landschaftsbildes.
Besömmerung der Brache und neue Fruchtwechselfolgen führten zu einer Intensivierung der Landwirtschaft. Allerdings blieb die Landwirtschaft mit ihrem damals noch seltenen Maschineneinsatz arbeitsintensiv wie zuvor. Noch weit in das 20. Jahrhundert hinein basierte die Agrarproduktion auf menschlicher und tierischer Arbeitskraft. Die Intensivierung der Landwirtschaft rief viele Tüftler und Konstrukteure auf den Plan, die bereits bekannte landwirtschaftliche Geräte verbesserten und neu entwickelten. In Egestorf wurde auf dem Sommermeyer-Hof eine der ersten Dreschmaschinen der Aerzener Maschinenfabrik Adolph Meyer ausprobiert.
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Bei Bauer Platte kam ein Dampfpfluglokomobil zum Einsatz.
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Gegen 1935 beschaffte der Landwirt Heinrich Jochim aus Egestorf einen Normag-Trecker. Bei abendlicher Skatrunde von Lehrer Schönbeck befragt, warum der neue Trecker denn auch eine Beleuchtung habe, wusste Heinrich Böker die Antwort: Damit auch nachts gepflügt werden kann.
Charakteristisch für diese Epoche des Umbruchs ist die Gleichzeitigkeit von Neuem und Altem:
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Das Foto zeigt Georg Frommelt und Schwester Hildegard bei der Getreideernte mit einem Normag-Trecker und Binder in den 50er Jahren…
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…während Vater Max Frommelt noch die Pferde zum Arbeitseinsatz holt.
Parallel zur Entwicklung der Landwirtschaft vollzog sich eine noch rasantere Entwicklung im industriellen Bereich. Im Deister-Sünteltal blühte die Stuhlindustrie auf. Viele Landarbeiter wanderten in diesen Industriezweig ab. Die Landwirte sahen sich gezwungen, die noch zögerlich betriebene Technisierung voranzutreiben. Der Einsatz von mineralischen Düngern führte dazu, dass die Ernteerträge pro ha deutlich anstiegen. Maschinen und Dünger kosteten viel Geld. diese Investitionen waren für die Bauern mit kleinen Flächen nicht möglich, so dass im Lauf der Jahre eine Konzentration auf drei heute noch existierende Betriebe stattfand.