Egestorf am Süntel

Aus Egestorfs Geschichte

Urkundliche Erwähnung

Die älteste uns bekannte Urkunde in der Egestorf erwähnt wird, stammt aus dem Jahre 1244. Es ist keine Gründungsurkunde, sondern die Beurkundung eines Lehnswechsels. Der Bischof von Minden und die Herren von Adensen waren bis zu dieser Zeit Lehnsherren über das Dorf. Alle Rechte an Grund und Boden erwarb nun das Kloster Loccum. Mit dieser Urkunde wird aber auch belegt, dass Egestorf weit älter ist.

Frühe Spuren

Auch archäologische Funde und Ausgrabungen um Egestorf belegen Siedlungsplätze von der Altsteinzeit über Mittel- und Jungsteinzeit, Bronze- und Eisenzeit bis in das frühe Mittelalter. Sie belegen aber auch, wann die letzte Siedlung aufgegeben wurde. Hierbei handelt es sich im nordwestlichen Bereich um Einzelsiedlungen und im südlichen Bereich bereits um eine Dorfform, jedoch im lockeren Siedlungsverband. Die Neugründung an heutiger Stelle müsste demnach etwa von 700 – 900 n. Chr. erfolgt sein.

Für die Wahl des neuen Siedlungsplatzes gab es verschiedene Gründe. Unter anderem die geschützte Tallage und besonders der hier fließende Bach, der für die Viehhaltung das lebensnotwendige Wasser lieferte und nicht zuletzt der ergiebige Dorfbrunnen, der die Menschen mit gutem Trinkwasser versorgte.

Der Dorfbach als Grenze

Bereits lange bevor sich unserer Vorfahren im Raum des heutigen alten Dorfkerns ansiedelten, erfüllte dieser Bach eine wichtige Funktion. In seiner gesamten Länge, vom Slieperborn bis zur Einmündung in die Aue, war er markanter Teil einer Grenzlinie zwischen zwei germanischen Gauen, dem nördlichen Buckigau und dem südlichen Tilithigau. Diese Gaueinteilung, welche die Siedlungsgebiete verschiedener germanischer Stämme abgrenzte, erfolgte wahrscheinlich schon zur Völkerwanderungszeit. Nach dem Sieg Karls des Großen über die Sachsen führte dieser eine neue Gauverfassung ein, jedoch blieben die alten Grenzen weitgehend erhalten. Verwaltungsmäßig unterstand Buckigau dem Bistum Minden, später Apelern und Lauenau, andererseits der Tilithigau dem Kloster Fulda und später dem Archidiakonat Ohsen. Bei der Neugründung des Dorfes siedelten die Bewohner aus der vorher erwähnten südlichen, im Tilithigau gelegenen Siedlung rechts des Baches und die aus dem Buckigau links des Baches.

Somit verblieb jeder Umsiedler innerhalb der Grenzen seines angestammten Gaues mit dessen Berechtigungen und Pflichten. Dazu gehörte auch die verschiedene Zugehörigkeit der einzelnen Stellen zu den Forsten Beber und Bakede (was sich bis heute nicht änderte).

Selbst die unterschiedliche Zugehörigkeit zu den Kirchen Beber und Bakede bestimmte diese Grenze. Nach der Reformation erfolgte eine Einpfarrung der zur Beberschen Kirche gehörenden Gebiete in die Bakeder Kirchengemeinde.

Wo ist der Dorfbach geblieben?

Das historische Bachbett, das bis vor einigen Jahrhunderten bis zwei Meter tiefer als die heutige Straßenoberfläche war, diente bis weit ins vorige Jahrhundert im Dorfbereich gleichzeitig als Fahr- und Triftweg. Die breite und tiefe Mulde wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder mit Steinen befestigt und so langsam gefüllt. Um 1870 erfolgte dann endlich der Ausbau der Straße, wobei der Bach nördlich der Straßenführung in ein mit Bruchsteinen gesetztes Bett gebannt wurde. Heute fließt er in einer Verrohrung unter der Straßendecke. Von Passanten sind hier nur noch die Schachtdeckel erkennbar.

Die „Grenze“ im Namen und im Wappen

Der Ortsname „Egestorf“ liegt noch im Dunkeln. Wahrscheinlich wurde er von Egge = Grenze abgeleitet, was aus den vorherigen Ausführungen ersichtlich wird. Der Zusatz „am Süntel“ wurde um 1960 mit Genehmigung der Landesregierung dem Ortsnamen zugefügt, um Verwechslungen mit dem gleichnamigen Ort „Egestorf am Deister“ zu vermeiden.

Die geschichtlichen Begebenheiten wurden im 1988 erstellten Ortsemblem eingebunden und mögen so noch für nachfolgende Generationen in Erinnerung gerufen werden. so ist in der Mitte der alte Dorfbach, auch als teilende Gaugrenze, durch einen blauen Wellenpfahl symbolisiert. auf der einen Seite erkennt man den goldenen Löwen aus dem Amtswappen von Lauenau und auf der anderen den silbernen Adler, der aus dem Amtswappen von Ohsen übernommen wurde. Dies symbolisiert die Zugehörigkeit zu den verschiedenen Ämtern.

Entwicklung zum heutigen Dorfbild

Erste Umsiedler waren sicher die fünf Vollmeierstellen, denen die vier Kötnerstellen folgten. Noch vor dem 30jährigen Krieg kamen vier Brinksitzer dazu. Sie wurden anfangs auch als Beisitzer bezeichnet, denn sie siedelten sich in Grundstücken früherer Siedler an. Die Anzahl dieser 13 Stellen blieb über Jahrhunderte Konstant, bis 1852 der erste Anbauer dazukam. In jener Zeit ist auch das Hirtenhaus erbaut worden. Ein weiterer Anbauer kam vor der Jahrhundertwende hinzu, drei weiterer Häuser nach dem ersten Weltkrieg und noch drei in den dreißiger Jahren. Bis vor der Jahrhundertwende waren alle Häuser in Egestorf im Niedersachsenstil gebaut.

Die Siedlung „Am Sonnenhang / Im Klei“ entstand in den frühen fünfziger Jahren, während die Bautätigkeit im Neubaugebiet Im Slieper / Hasenort“ in den sechziger Jahren begann.

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